Heidelberger Kathechismus

Heidelberger Katechismus

Der Heidelberger Katechismus von 1563 erklärt in 129 Fragen und Antworten Grundlagen des christlichen Glaubens aus reformatorischer Sicht. Um die Struktur des Katechismus in drei großen Teilen (Von des Menschen Elend - Von des Menschen Erlösung - Von der Dankbarkeit) sowie seinen systematischen Aufbau, inneren Zusammenhang und biblischen Bezug besser sichtbar zu machen, wäre der Gesamtabdruck nötig gewesen. Aus Platzgründen wird hier nur ein Auszug vorgelegt. Dabei wurden einige der wichtigsten Einzelfragen berücksichtigt und zugunsten von größeren Einheiten (10 Gebote/Unser Vater) auf andere verzichtet.

Der Wortlaut entspricht der in überarbeiteter Form 1994 vom Moderamen des Reformierten Bundes autorisierten Fassung.

Der Heidelberger Katechismus ist Bekenntnisschrift in der Evangelisch-reformierten Kirche (Synode Evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), überwiegend in der Lippischen Landeskirche und in den Gemeinden reformierten Bekenntnisstandes in der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen sowie in der Evangelisch-altreformierten Kirche in Niedersachsen.

Darüber hinaus ist er weltweit in den reformierten Kirchen und Gemeinden in Geltung.

Frage 1
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben, nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, daß mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiß und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.

Ältere Fassung:
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin, der mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkömmlich bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat und also bewahrt, daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß. Darum er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens versichert und ihm forthin zu leben von Herzen willig und bereit macht.

Frage 2
Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

Erstens: Wie groß meine Sünde und Elend ist.
Zweitens: Wie ich von allen meinen Sünden und Elend erlöst werde.
Drittens: Wie ich Gott für solche Erlösung soll dankbar sein.
Der erste Teil - Von des Menschen Elend

Frage 3
Woher erkennst du dein Elend?

Aus dem Gesetz Gottes.

Frage 4
Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

Dies lehrt uns Christus mit folgenden Worten:
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot.
Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten."

Frage 5
Kannst du das alles vollkommen halten?

Nein, denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.

Frage 8
Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

Ja, es sei denn, dass wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden.

Der zweite Teil - Von des Menschen Erlösung

Frage 15
Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

Einen solchen, der ein wahrer und gerechter Mensch und doch stärker als alle Geschöpfe, also auch wahrer Gott ist.

Frage 18
Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

Unser Herr Jesus Christus, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt ist.

Frage 19
Woher weißt du das?

Aus dem heiligen Evangelium.

Frage 21
Was ist wahrer Glaube?

Wahrer Glaube ist nicht allein eine zuverlässige Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches der Heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt, dass nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist, aus lauter Gnade, allein um des Verdienstes Christi willen.
Von Gott dem Vater

Frage 26
Was glaubst du, wenn du sprichst: "Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde"?

Ich glaube, dass der ewige Vater unsers Herrn Jesus Christus um seines Sohnes willen mein Gott und mein Vater ist. Er hat Himmel und Erde mit allem, was darin ist, aus nichts erschaffen und erhält und regiert sie noch immer durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung. Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht, dass er mich mit allem versorgt, was ich für Leib und Seele nötig habe, und auch alle Lasten, die er mir in diesem Leben auferlegt, mir zum Besten wendet. Er kann es tun als ein allmächtiger Gott und will es auch tun als ein getreuer Vater.

Frage 28
Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

Gott will damit, dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig, in Glückseligkeit dankbar und auf die Zukunft hin voller Vertrauen zu unserem treuen Gott und Vater sind, dass uns nichts von seiner Liebe scheiden wird, weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen weder regen noch bewegen können.
Von Gott dem Sohn

Frage 29
Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt "Heiland", genannt?

Weil er uns heilt von unseren Sünden, und weil bei keinem anderen ein solches Heil zu suchen noch zu finden ist.

Frage 31
Warum wird er Christus, das heißt "Gesalbter", genannt?

Er ist von Gott dem Vater eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart; und zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat und uns alle Zeit mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt; und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält.

Frage 32
Warum wirst aber du ein Christ genannt?

Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin und dadurch an seiner Salbung Anteil habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite und hernach in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche.

Frage 37
Was verstehst du unter dem Wort "gelitten"?

Jesus Christus hat an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber an dessen Ende, den Zorn Gottes über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts getragen. Mit seinem Leiden als dem einmaligen Sühnopfer hat er unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöst und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben.

Frage 45
Was nützt uns die Auferstehung Christi?

Erstens: Christus hat durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns an der Gerechtigkeit Anteil zu geben, die er uns durch seinen Tod erworben hat.
Zweitens: Durch seine Kraft werden auch wir schon jetzt erweckt zu einem neuen Leben.
Drittens: Die Auferstehung Christi ist uns ein verläßliches Pfand unserer seligen Auferstehung.
Von Gott dem Heiligen Geist

Frage 53
Was glaubst du vom Heiligen Geist?

Erstens: Der Heilige Geist ist gleich ewiger Gott mit dem Vater und dem Sohn.
Zweitens: Er ist auch mir gegeben und gibt mir durch wahren Glauben Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten. Er tröstet mich und wird bei mir bleiben in Ewigkeit.

Frage 54
Was glaubst du von der "heiligen allgemeinen christlichen Kirche"?

Ich glaube, dass der Sohn Gottes aus dem ganzen Menschengeschlecht sich eine auserwählte Gemeinde zum ewigen Leben durch seinen Geist und Wort in Einigkeit des wahren Glaubens von Anbeginn der Welt bis ans Ende versammelt, schützt und erhält und daß auch ich ein lebendiges Glied dieser Gemeinde bin und ewig bleiben werde.

Frage 55
Was verstehst du unter der "Gemeinschaft der Heiligen"?

Erstens: Alle Glaubenden haben als Glieder Gemeinschaft an dem Herrn Christus und an allen seinen Schätzen und Gaben.
Zweitens: Darum soll auch jeder seine Gaben willig und mit Freuden zum Wohl und Heil der anderen gebrauchen.

Frage 60
Wie bist du gerecht vor Gott?

Allein durch wahren Glauben an Jesus Christus. Zwar klagt mich mein Gewissen an, daß ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines je gehalten habe und noch immer zu allem Bösen geneigt bin. Gott aber schenkt mir ganz ohne mein Verdienst aus lauter Gnade die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi. Er rechnet sie mir an, als hätte ich nie eine Sünde begangen noch gehabt und selbst den ganzen Gehorsam vollbracht, den Christus für mich geleistet hat, wenn ich allein diese Wohltat mit gläubigem Herzen annehme.

Frage 61
Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

Ich gefalle Gott nicht deswegen, weil mein Glaube ein verdienstvolles Werk wäre. Allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi ist meine Gerechtigkeit vor Gott. Ich kann sie nicht anders als durch den Glauben annehmen und mir zueignen.

Frage 62
Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

Die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen soll, muss vollkommen sein und dem göttlichen Gesetz ganz und gar entsprechen. Aber auch unsere besten Werke sind in diesem Leben alle unvollkommen und mit Sünde befleckt.

Von den heiligen Sakramenten

Frage 66
Was sind Sakramente?

Es sind sichtbare heilige Wahrzeichen und Siegel. Gott hat sie eingesetzt, um uns durch ihren Gebrauch den Zuspruch des Evangeliums besser verständlich zu machen und zu versiegeln: daß er uns auf Grund des einmaligen Opfers Christi, am Kreuz vollbracht, Vergebung der Sünden und ewiges Leben aus Gnade schenkt.

Von der heiligen Taufe

Frage 69
Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

Christus hat dies äußerliche Wasserbad eingesetzt und dabei verheißen, dass ich so gewiss mit seinem Blut und Geist von der Unreinigkeit meiner Seele, das ist, von allen meinen Sünden, reingewaschen bin, wie ich äußerlich durch das Wasser gereinigt werde, das die Unsauberkeit des Leibes hinwegnimmt.

Frage 74
Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

Ja; denn sie gehören ebenso wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und seine Gemeinde. Auch ihnen wird, nicht weniger als den Erwachsenen, in dem Blut Christi die Erlösung von den Sünden und der Heilige Geist, der den Glauben wirkt, zugesagt. Darum sollen auch die Kinder durch die Taufe, das Zeichen des Bundes, in die christliche Kirche als Glieder eingefügt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie es im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt wurde.

Vom heiligen Abendmahl Jesu Christi

Frage 75
Wie wirst du im Heiligen Abendmahl erinnert und gewiß gemacht, daß du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

Christus hat mir und allen Gläubigen befohlen, zu seinem Gedächtnis von dem gebrochenen Brot zu essen und von dem Kelch zu trinken. Dabei hat er verheißen:

Erstens, dass sein Leib so gewiss für mich am Kreuz geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen ist, wie ich mit Augen sehe, dass das Brot des Herrn mir gebrochen und der Kelch mir gegeben wird.
Zweitens, dass er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut so gewiss zum ewigen Leben speist und tränkt, wie ich aus der Hand des Dieners empfange und leiblich genieße das Brot und den Kelch des Herrn, welche mir als gewisse Wahrzeichen des Leibes und Blutes Christi gegeben werden.

Frage 78
Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

Nein. Wie das Wasser bei der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt wird oder selbst die Sünden abwäscht, sondern Gottes Wahrzeichen und Pfand dafür ist, so wird auch das Brot im Abendmahl nicht der Leib Christi, auch wenn es in den Worten, die beim Abendmahl gebraucht werden, als der Leib Christi bezeichnet wird.

Frage 81
Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

Alle, die sich selbst um ihrer Sünde willen missfallen und doch vertrauen, dass Gott sie ihnen vergeben hat und dass auch die bleibende Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi zugedeckt ist, die aber auch begehren, mehr und mehr ihren Glauben zu stärken und ihr Leben zu bessern. Wer aber unbußfertig und heuchlerisch zum Abendmahl kommt, isst und trinkt sich selbst zum Gericht.

Der dritte Teil - Von der Dankbarkeit

Frage 86
Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

Wir sollen gute Werke tun, weil Christus, nachdem er uns mit seinem Blut erkauft hat, uns auch durch seinen Heiligen Geist erneuert zu seinem Ebenbild, damit wir mit unserem ganzen Leben uns dankbar gegen Gott für seine Wohltat erweisen und er durch uns gepriesen wird.
Danach auch, dass wir bei uns selbst unsers Glaubens aus seinen Früchten gewiß werden und mit einem Leben, das Gott gefällt, unsern Nächsten auch für Christus gewinnen.

Die Zehn Gebote

Frage 92
Wie lautet das Gesetz des Herrn?

»Gott redete alle diese Worte:

Das 1. Gebot
Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Das 2. Gebot
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

Das 3. Gebot
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

Das 4. Gebot
Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht, und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.

Das 5. Gebot
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.

Das 6. Gebot
Du sollst nicht töten.

Das 7. Gebot
Du sollst nicht ehebrechen.

Das 8. Gebot
Du sollst nicht stehlen.

Das 9. Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

10. Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat.«

Frage 93
Wie werden diese Gebote eingeteilt?

In zwei Tafeln: Die erste Tafel lehrt in vier Geboten, wie wir uns Gott gegenüber verhalten sollen, die zweite in sechs Geboten, was wir unserm Nächsten schuldig sind.

Frage 94
Was fordert der Herr im ersten Gebot?

Gott will, dass ich allen Götzendienst, alle Zauberei und Wahrsagerei, allen Aberglauben, auch das Anrufen der Heiligen oder anderer Geschöpfe meide und fliehe, damit ich meiner Seele Heil und Seligkeit nicht verliere. Stattdessen soll ich den einen wahren Gott recht erkennen, ihm allein vertrauen und in aller Demut und Geduld von ihm allein alles Gute erwarten. Ihn allein soll ich von ganzem Herzen lieben, fürchten und ehren, so dass ich eher alle Geschöpfe preisgebe, als im Geringsten gegen seinen Willen handle.

Frage 95
Was ist Götzendienst?

Anstelle des einen wahren Gottes, der sich in seinem Wort offenbart hat, oder neben ihm irgendetwas anderes ersinnen oder haben, worauf der Mensch sein Vertrauen setzt.

Frage 96
Was will Gott im zweiten Gebot?

Gott will, dass wir ihn in keiner Weise abbilden, noch ihn auf irgendeine andere Art verehren, als er es in seinem Wort befohlen hat.

Frage 97
Darf man denn gar kein Bild machen?

Gott kann und darf in keiner Weise abgebildet werden. Die Geschöpfe dürfen abgebildet werden, aber Gott verbietet, Bilder von ihnen zu machen und zu haben, um sie zu verehren oder ihm damit zu dienen.

Frage 98
Dürfen denn nicht die Bilder als »der Laien Bücher« in den Kirchen geduldet werden?

Nein - denn wir sollen uns nicht für weiser halten als Gott, der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen, sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes unterwiesen haben will.

Frage 99
Was will Gott im dritten Gebot?

Gott will, dass wir weder mit Fluchen oder mit falschem Eid, noch mit unnötigem Schwören seinen Namen lästern oder missbrauchen. Wir sollen uns auch nicht durch unser Stillschweigen und Zusehen an solchen schrecklichen Sünden mitschuldig machen. Gottes heiligen Namen sollen wir nur mit Furcht und Ehrerbietung gebrauchen, so dass er von uns recht bekannt, angerufen und in allen unseren Worten und Werken gepriesen wird.

Frage 100
Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt. die nicht alles tun, um es zu verhindern?

Ja; denn es gibt keine Sünde, die größer ist und Gott heftiger erzürnt, als die Lästerung seines Namens. Darum hat er auch befohlen, sie mit dem Tode zu bestrafen.

Frage 101
Darf man aber Oberhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

Ja, wenn es die Obrigkeit fordert oder die Not es gebietet, auf diese Weise Treue und Wahrheit zu Gottes Ehre und des Nächsten Wohl zu erhalten und zu fördern. Denn solches Schwören ist in Gottes Wort begründet. Deshalb haben die Menschen im Alten und Neuen Testament zu Recht davon Gebrauch gemacht.

Frage 102
Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören ?

Nein; denn in einem rechtmäßigen Eid rufe ich Gott selbst zum Zeugen an, dass er, der allein die Herzen kennt, die Wahrheit bestätige und mich strafe, wenn ich falsch schwöre. Diese Ehre aber gebührt keinem Geschöpf

Frage 103
Was will Gott im vierten Gebot?

Gott will zum einen, dass das Predigtamt und die christliche Unterweisung erhalten bleiben und dass ich, besonders am Feiertag, zu der Gemeinde Gottes fleißig komme. Dort soll ich Gottes Wort lernen, die heiligen Sakramente gebrauchen, den Herrn öffentlich anrufen und in christlicher Nächstenliebe für Bedürftige spenden. Zum andern soll ich an allen Tagen meines Lebens von meinen bösen Werken feiern* und den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lassen. So fange ich den ewigen Sabbat schon in diesem Leben an.
* »feiern« = ablassen

Frage 104
Was will Gott im fünften Gebot?

Ich soll meinem Vater und meiner Mutter und allen, die mir vorgesetzt sind, alle Ehre, Liebe und Treue erweisen und alle gute Lehre und Strafe mit gebührendem Gehorsam annehmen, auch mit ihren Schwächen und Fehlern Geduld haben, weil Gott uns durch ihre Hand regieren will.

Frage 105
Was will Gott im sechsten Gebot?

Ich soll meinen Nächsten weder mit Gedanken noch mit Worten oder Gebärden, erst recht nicht mit der Tat auch nicht mit Hilfe anderer, schmähen, hassen, beleidigen oder töten. Ich soll vielmehr alle Rachgier ablegen, mir auch nicht selbst Schaden zufügen oder mich mutwillig in Gefahr begeben. Darum hat auch der Staat den Auftrag, durch seine Rechtsordnung das Töten zu verhindern.

Frage 106
Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

Nein. Gott will uns durch das Verbot des Tötens lehren, dass er schon die Wurzel des Tötens, nämlich Neid, Hass, Zorn und Rachgier hasst und dass alles für ihn heimliches Töten ist.

Frage 107
Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

Nein. Indem Gott Neid, Hass und Zorn verdammt, will er, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, ihm Geduld, Frieden, Sanftmut, Barmherzigkeit und Freundlichkeit erweisen, Schaden, so viel uns möglich, von ihm abwenden, und auch unseren Feinden Gutes tun.

Frage 108
Was will Gott im siebenten Gebot?

Gott verurteilt alle Zügellosigkeit. Darum sollen wir ihr von Herzen feind sein und rücksichtsvoll und verantwortungsbewußt leben, sei es nun in der Ehe oder außerhalb derselben.

Frage 109
Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

Nein. Weil beide, unser Leib und unsere Seele, Tempel des Heiligen Geistes sind, darum will Gott, daß wir beide rein und heilig bewahren. Er verbietet deshalb alle zügellosen Taten, Gebärden, Worte, Gedanken, Begierden und alles, was den Menschen dazu reizen kann.

Frage 110
Was verbietet Gott im achten Gebot?

Gott verbietet nicht nur Diebstahl und Raub, die nach staatlichem Recht bestraft werden. Er nennt Diebstahl auch alle Schliche und betrügerischen Handlungen, womit wir versuchen, unseres Nächsten Gut an uns zu bringen, sei es mit Gewalt oder einem Schein des Rechts: mit falschem Gewicht und Maß, mit schlechter Ware, gefälschtem Geld und Wucher, oder mit irgendeinem Mittel, das von Gott verboten ist. Er verbietet auch allen Geiz und alle Verschwendung seiner Gaben.

Frage 111
Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

Ich soll das Wohl meines Nächsten fördern, wo ich nur kann, und an ihm so handeln, wie ich möchte, daß man an mir handelt. Auch soll ich gewissenhaft arbeiten, damit ich dem Bedürftigen in seiner Not helfen kann.

Frage 112
Was will Gott im neunten Gebot?

Ich soll gegen niemanden falsches Zeugnis geben, niemandem seine Worte verdrehen, nicht hinter seinem Rücken reden und ihn nicht verleumden. Ich soll niemanden ungehört und leichtfertig verurteilen helfen und alles Lügen und Betrügen als Werke des Teufels bei Gottes schwerem Zorn vermeiden. Vor Gericht und in all meinem Tun soll ich die Wahrheit lieben, sie aufrichtig sagen und bekennen und auch meines Nächsten Ehre und guten Ruf nach Kräften retten und fördern.

Frage 113
Was will Gott im zehnten Gebot?

Wir sollen in unserem Herzen keine Lust und keinen Gedanken aufkommen lassen, gegen irgendein Gebot Gottes zu handeln, sondern wir sollen jederzeit von ganzem Herzen aller Sünde feind sein und Lust zu aller Gerechtigkeit haben

Frage 114
Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

Nein, sondern es kommen auch die frömmsten Menschen in diesem Leben über einen geringen Anfang dieses Gehorsams nicht hinaus. Wohl aber beginnen sie, mit fester Absicht nicht nur nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes zu leben.

Frage 115
Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

Erstens sollen wir unser ganzes Leben lang unsere sündige Art je länger, je mehr erkennen und um so begieriger Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen.
Zweitens sollen wir unaufhörlich uns bemühen und Gott um die Gnade des Heiligen Geistes bitten, daß wir je länger, je mehr zum Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir nach diesem Leben das Ziel der Vollkommenheit erreichen.

Vom Gebet

Frage 116
Warum ist den Christen das Gebet nötig?

Weil es die wichtigste Gestalt der Dankbarkeit ist, die Gott von uns fordert, und weil Gott seine Gnade und seinen Heiligen Geist nur denen geben will, die ihn herzlich und unaufhörlich darum bitten und ihm dafür danken.

Frage 117
Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

Erstens, dass wir allein den wahren Gott, der sich uns in seinem Wort geoffenbart hat, von Herzen anrufen um alles, was er uns zu bitten befohlen hat.
Zweitens, dass wir unsere Not und unser Elend gründlich erkennen, um uns vor seinem göttlichen Angesicht zu demütigen.
Drittens, dass wir diesen festen Grund haben, dass er unser Gebet trotz unserer Unwürdigkeit um des Herrn Christus willen gewiß erhören will, wie er uns in seinem Wort verheilen hat.

Frage 118
Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

Alles, was wir für unser geistliches und leibliches Leben nötig haben, wie es der Herr Christus in dem Gebet zusammengefaßt hat, das er uns selber lehrt.

Frage 119
Wie lautet dieses Gebet?

Unser Vater im Himmel!
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Amen.

Frage 120
Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: "Unser Vater"?

Er will in uns gleich zu Anfang unseres Gebetes die kindliche Ehrfurcht und Zuversicht Gott gegenüber wecken, auf die unser Gebet gegründet sein soll; dass nämlich Gott durch Christus unser Vater geworden ist und uns das, worum wir ihn im Glauben bitten, noch viel weniger verweigern will, als unsere Väter uns irdische Dinge abschlagen.

Frage 121
Warum wird hinzugefügt: »im Himmel«?

Wir sollen von der himmlischen Hoheit Gottes nichts Irdisches denken und von seiner Allmacht alles erwarten, was für Leib und Seele nötig ist.

Frage 122
Was bedeutet die erste Bitte: »Geheiligt werde dein Name«?

Damit beten wir: Gib uns zuerst, dass wir dich recht erkennen und dich heiligen, rühmen und preisen in allen deinen Werken, in denen deine Allmacht, Weisheit, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheit leuchten. Gib uns auch, dass wir unser ganzes Leben, unsere Gedanken, Worte und Werke darauf richten, dass dein Name unsertwegen nicht gelästert, sondern geehrt und gepriesen werde.

Frage 123
Was bedeutet die zweite Bitte: "Dein Reich komme"?

Damit beten wir: Regiere uns durch dein Wort und deinen Geist, dass wir dir je länger, je mehr gehorchen. Erhalte und mehre deine Kirche und zerstöre die Werke des Teufels und alle Gewalt, die sich gegen dich erhebt, und alle Machenschaften, die gegen dein heiliges Wort erdacht werden, bis die Vollendung deines Reiches kommt, in dem du alles in allen sein wirst.

Frage 124
Was bedeutet die dritte Bitte: »Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden«?

Damit beten wir: Hilf, dass wir und alle Menschen unserm eigenen Willen absagen und deinem allein guten Willen ohne alles Widersprechen gehorchen, so dass jeder seine irdischen Aufgaben so willig und treu ausübt wie die Engel im Himmel.

Frage 125
Was bedeutet die vierte Bitte: "Unser tägliches Brot gib uns heute"?

Damit beten wir: Versorge uns mit allem, was für Leib und Leben nötig ist. Lehre uns dadurch erkennen, daß du allein der Ursprung alles Guten bist und dass ohne deinen Segen unsere Sorgen und unsere Arbeit wie auch deine Gaben uns nichts nützen. Laß uns deshalb unser Vertrauen von allen Geschöpfen abwenden und es allein auf dich setzen.

Frage 126
Was bedeutet die fünfte Bitte: »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern«?

Damit beten wir: Rechne uns armen Sündern alle unsere Missetat und das Böse, das uns immer noch anhängt, um des Blutes Christi willen nicht zu, wie auch wir es als Zeugnis deiner Gnade in uns finden, unserem Nächsten von Herzen verzeihen zu wollen.

Frage 127
Was bedeutet die sechste Bitte: "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen"?

Damit beten wir: Aus uns selbst sind wir so schwach, dass wir nicht einen Augenblick bestehen können. Auch hören unsere erklärten Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigenes Wesen, nicht auf, uns anzufechten. Darum erhalte und stärke uns durch die Kraft deines Heiligen Geistes, dass wir ihnen fest widerstehen und in diesem geistlichen Streit nicht unterliegen, bis wir endlich den völligen Sieg davontragen.

Frage 128
Wie beschließt du dieses Gebet?

»Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit«. Damit beten wir: Dies alles erbitten wir darum von dir, weil du als unser König und aller Dinge mächtig uns alles Gute geben willst und kannst, und daß dadurch nicht wir, sondern dein heiliger Name ewig gepriesen werde.

Frage 129
Was bedeutet das Wort: "Amen"?

Amen heißt: Das ist wahr und gewiss! Denn mein Gebet ist von Gott viel gewisser erhört, als ich in meinem Herzen fühle, dass ich dies alles von ihm begehre.

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